Cooke besorgt über die Arbeitsbelastung der EMA: „Wir brauchen Hilfe“
Eine Aussprache mit dem Umwelt- und Gesundheitsausschuss (ENVI) des Europäischen Parlaments Ende November bot EMA-Chefin Emer Cooke Gelegenheit, auf die personelle Belastung ihrer Agentur aufmerksam zu machen. "Wir brauchen Hilfe, wir brauchen definitiv Hilfe", war die deutliche Antwort der Exekutivdirektorin auf die von Ausschussmitgliedern mehrfach gestellte Frage: Wie kommen Sie zurecht?
Dabei unterschied Cooke zwischen den Ressourcen der EMA für die Bewältigung der mit ihrem derzeitigen Auftrag verbundenen Herausforderungen und den Ressourcen, die der Agentur für die geplante Ausweitung ihres Mandats zur Verfügung gestellt werden sollen.
Die EU-Gremien beraten derzeit über einen Vorschlag für eine Verordnung, die der EMA zukünftig eine verstärkte Rolle bei der Krisenvorsorge und dem Krisenmanagement in Bezug auf Arzneimittel und Medizinprodukte zuweist. Die EMA-Chefin begrüßte die Ausweitung des Mandats als einen Vertrauensbeweis für die Agentur, ist aber skeptisch hinsichtlich der personellen Ausstattung. Wie sie sagte, waren für die Erfüllung der in der ursprünglichen Vorlage der Europäischen Kommission vorgesehenen Aufgabenerweiterung 40 neue Stellen über einen Zeitraum von sieben Jahren eingeplant sowie 100 Mio. Euro für die gleiche Periode. Cooke wies jedoch darauf hin, dass sich die Anforderungen an die EMA im Zuge der Beratungen vergrößert haben. Als Beispiel nannte sie die bei der EMA einzurichtende, vom Europäischen Parlament favorisierte, Plattform zur Überwachung von Lieferengpässen bei kritischen Arzneimitteln. Dieses Vorhaben unterscheide sich vom ursprünglichen Entwurf. Cooke gab sich zwar hoffnungsvoll, dass die EMA die nötigen Ressourcen erhalten werde. Ansprechen müsse man jedoch das Delta zwischen dem Kommissionsvorschlag und dem, was am Ende entschieden werde.
Sehr besorgt äußerte sich Cooke über die Arbeitsbelastung der Agentur bei der Bewältigung der ihr bereits zugewiesenen Aufgaben. Es gebe ein Missverhältnis zwischen den aktuellen Anforderungen an die Agentur und ihrer personellen Ausstattung. So habe die EMA ihre Aktivitäten seit 2014 um 43% gesteigert. Der aktuelle Personalplan sei dagegen um 10% gekürzt worden. Jeder stehe unter schwerem Druck. Nach den Belastungen durch den Umzug von London nach Amsterdam seien die Beschäftigten als nächstes in die COVID-Krise geraten. „Die Leute arbeiten rund um die Uhr“, sagte Cooke, und wenn sie denken, ein Ende erreicht zu haben, warte schon die nächste Welle und die nächste Herausforderung auf sie. Man sehe die starke psychische und gesundheitliche Belastung des EMA-Personals. Langfristige Krankschreibungen nähmen zu und als Exekutivdirektorin müsse sie deshalb besorgt sein.
„Wir brauchen Hilfe, wir brauchen definitiv Hilfe.“ Die Agentur brauche dringend zusätzliche Ressourcen, sagte Cooke und bezog sich damit nicht nur auf die anhaltende Pandemie, sondern auch auf die schon Anfang des kommenden Jahres auf die Agentur wartenden neuen Herausforderungen wie das EU-Portal und die Datenbank für klinische Prüfungen (CTIS).